Der Herbst wird oft als Sinnbild des Lebenszyklus betrachtet. Wie die Blätter, die im Frühling wachsen und im Sommer ihre volle Pracht entfalten, erleben wir Menschen unsere Blütezeiten, in denen wir strahlen und gedeihen.
Waren Sie schon einmal im Ruhewald Bad Teinach-Zavelstein im Herbst?
Es ist eine wunderbare Sache zu sehen, wie das Leben in der Natur nach und nach verändert. Seine Form und Farben verändert und uns mit romantischen Farbenspielen zwischen den Tageszeiten konfrontiert.
Der Herbst mahnt uns aber auch, dass alles Vergänglichkeit ist. Der Lebensherbst steht für die Zeit des Rückzugs, des Loslassens. Es ist ein Übergang, ein Moment, in dem die Natur uns zeigt, dass der Tod kein abruptes Ende ist, sondern ein sanftes Übergehen in etwas Neues.
Die fallenden Blätter zwischen dem Andachtsplatz und den zahlreichen Baumgräbern wirken wie kleine Abschiedsbriefe an die Erde – eine Liebeserklärung an das Leben, das sie gelebt haben. Sie kehren zur Erde zurück, aus der sie einst entstanden sind, und nähren den Boden für das nächste Frühjahr. Auch wir Menschen hinterlassen Spuren: in Form von Erinnerungen, Taten und Liebe.
Der Herbst erinnert uns daran, dass unser eigener Tod Teil eines größeren Kreislaufs ist, in dem nichts verloren geht, sondern alles in eine neue Form übergeht.
Dieses Bild des Herbstes ist daher nicht nur melancholisch, sondern auch hoffnungsvoll. Es zeigt uns, dass in jedem Abschied auch ein Neuanfang liegt und dass das Ende des einen Lebensabschnitts die Grundlage für Neues schaffen kann. Die Schönheit des Herbstes liegt in seiner Akzeptanz der Vergänglichkeit – eine Lektion, die auch wir annehmen sollten.
Patrick Elsäßer